Wie entstand Metal Musik eigentlich ?

 

Ab 1990er

Als zu Anfang der 1990er die Ära des Hairspray Metal im Zuge der Grunge-Welle schnell endete, hatten auch die anderen Metal-Stile den Zenit ihres Erfolges überschritten. Angesichts des Rückzuges des Metal in den Untergrund titelte das Rock-Hard-Magazin sogar: „Ist der Metal tot?“. Der Mainstream wurde von nun an von PopTechnoContemporary R&B und Hip-Hop dominiert. Im Untergrund setzte jedoch gleichzeitig eine Stilexplosion ein, wobei sich die skandinavische Metal-Szene als dominierend erwies.

Als Gegenbewegung zum populär werdenden Death Metal und in Anlehnung an ältere Bands wie Celtic Frost und Bathory bildete sich ab den späten 1980er Jahren eine internationale Untergrund-Szene. Aufmerksamkeit erregte dabei insbesondere die Black-Metal-Szene Norwegens, die sich ab 1991, nach dem Suizid des Mayhem-Sängers Per Yngve „Dead“ Ohlin, um Mayhems Gitarristen Øystein „Euronymous“ Aarseth und dessen Schallplattenladen Helvete formierte. Der theistische Satanist Euronymous prägte das Gedankengut des Black Metal entscheidend und gilt daher als „Vater“ der Bewegung, mit Bands wie DarkthroneImmortalEmperor und Burzum, und Initiator der sogenannten „zweiten Welle des Black Metal“. Anfang bis Mitte der 1990er erlangte diese Szene öffentliche Aufmerksamkeit vor allem aufgrund von Kirchenbrandstiftungen, mit denen Varg Vikernes von Burzum gegenüber der Zeitung Bergens Tidende prahlte, und extremen Interview-Aussagen. Als Ende der damaligen Szene wird die Ermordung Euronymous’ durch Vikernes angesehen, der sich vom Satanismus ab- und einer rechtsextremen Auslegung des Neuheidentums zuwandte. Im Mainstream erlangte von den norwegischen Black-Metal-Bands trotz der Kommerzialisierung ihrer bekanntesten Vertreter ab Mitte der 1990er Jahre nur Dimmu Borgir eine gewisse Bekanntheit – wie auch Cradle of Filth aus England wird sie vom Untergrund jedoch als „untrue“ angesehen, da sie sich dabei stilistisch und ideologisch vom traditionellen Black Metal entfernte. Diese Bands werden daher dem Dark Metal zugeordnet.

Weitere durch die Black-Metal-Bewegung hervorgegangene Strömungen sind der Pagan Metal und der Viking Metal. Den Grundstein dafür legte die schwedische Band Bathory mit ihren Alben Blood Fire Death,Hammerheart und Twilight of the Gods, auf denen sie Elemente klassischer Musik und skandinavischer Folklore in ihre Musik integrierte. Vor allem die Frühwerke der bedeutenderen Bands dieser Strömungen sind oft „rauer, primitiver und schnörkelloser“ als ihre späteren Aufnahmen und damit den Black-Metal-Wurzeln näher, wohingegen ein anderer Teil sich stärker am Folk Metal orientiert. Die ersten Pagan-/Viking- und Folk-Metal-Alben entstanden jedoch unabhängig voneinander, weshalb Fenriz von Darkthrone Bathorys Alben explizit vom Folk Metal abgrenzt. Das erste Folk-Metal-Album war The Wayward Sons of Mother Earth, das 1991 veröffentlichte Debütalbum von Skyclad aus Newcastle, das Thrash Metal mit Einflüssen von Bands wie New Model Army oder Thin Lizzy kombinierte und erstmals im Metal die Fiddle als Leadinstrument einsetzte. Beide Stile gewannen – zusammen mit dem vom Folk Metal nur schwer abgrenzbaren Mittelalter-Rock – seit Mitte der 1990erimmer mehr an Popularität. Die vermutlich bekanntesten Vertreter sind neben den genannten Bands CruachanFinntrollKorpiklaaniElvenkingEluveitieIn Extremo und Subway To Sally.

Anfang der 1990er nahm in Schweden die New Wave of Swedish Death Metal ihren Anfang. Während Dismember oder Entombed eine betont raue Variante des Death Metal popularisierten, verwendeten Hypocrisy vermehrt melodischere Passagen. In Göteborg entstand ausgelöst von At the Gates die sogenannte Göteborger Schule, der Melodic Death Metal, der die Brutalität des Death Metal mit den melodischen Elementen der NWoBHM verband. Bands wie In Flames und Dark Tranquillity verhalfen diesem Stil zum europaweiten Durchbruch.

Die Gothic-Kultur hatte in den 1990ern eine große Relevanz für diese gesamte Subkultur entwickelt. Einige Bands wie beispielsweise Paradise Lost übernahmen Merkmale des Gothic Rock in den Metal und führten so den Gothic Metal neu in die Szene ein.

Wichtig war ab den 1990er Jahren für die deutsche Metal-Szene auch das Plattenlabel Nuclear Blast, das trotz aller „Ausverkaufs“-Vorwürfe einerseits viele bereits erfolgreiche Bands der europäischen Szene unter Vertrag nahm, andererseits aber auch ein glückliches Händchen bei der „Entdeckung“ erfolgversprechender neuer Bands wie Children of Bodom bewies.

In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre entstand auch der Symphonic Metal, der orchestrale Elemente einsetzt, mit Bands wie Nightwish, deren ehemalige Sängerin Tarja Turunen ausgebildete Sopranistin ist und diesem Gesangsstil zum Erfolg in der Metal-Szene verhalf, und Within Temptation.

Während der Metal in Europa – Deutschland stellt mit dem Wacken Open Air das wichtigste Festival der Szene – lebendig blieb, sah sich die nordamerikanische Szene mit einer Stagnation konfrontiert, auch wenn Bands wie ManowarMegadeth oder Slayer eine unverändert große weltweite Popularität genossen.

Dies sollte neben verschiedenen als Crossover betitelten Bands wie den sehr erfolgreichen Faith No More der Grundstein für den Nu Metal sein. Jene Musikrichtung, ausgehend von den USA, gestaltete sich zu einem prägenden Trend der ausgehenden 1990er. Hauptsächlich losgetreten von Bands wie KornDeftones und Limp Bizkit und später durch Slipknot und Linkin Park weitergeführt, konnte man sich gegenüber der dominierenden Black Music sogar in den Charts behaupten. In der – von nun als „klassisch“ oder „traditionell“ wahrgenommen – bisherigen Metal-Szene beäugte man den Erfolg dieser Musik allerdings tendenziell skeptisch, da sie kaum Bezüge zur alten Metal-Szene hatte, ihre Einflüsse eher vom Hardcore und Hip-Hop stammten und sie ein deutliches kommerzielles Potential aufwies.

Ab 2002 ließen die Verkaufszahlen der meisten Nu-Metal-Bands dann stark nach, während in einem Prozess, der an den Cock-Rock-/Grunge-Umschwung zehn Jahre zuvor erinnerte, ausgehend von der Hardcore-Szene der Metalcore an Bedeutung gewann. Diese New Wave of American Heavy Metal, angeführt von Bands wie zum Beispiel Killswitch Engage oder Chimaira, vermengte Einflüsse des Hardcore mit klassischem Metal, besonders dem aggressiven Thrash Metal der Marke Slayer oder dem schwedischen Melodic Death Metal.