Gloomball

GLOOMBALL – THE DISTANCE

Nicht nur Autoindustrie und Energiewirtschaft machen es beinahe tagtäglich vor: Die Gegenwart schwört auf Hybride, konzentriert sich also auf eine möglichst homogene Vermischung unterschiedlicher Versatzstücke und lässt Vergangenheit, Aktualität und Zukunft ineinander verschmelzen. Auch bei den deutschen Newcomern Gloomball gelten in künstlerischer Hinsicht ganz ähnliche Parameter. Ihr Debütalbum nennt sich The Distance und dokumentiert eine erstaunliche Vielfalt an Stilen, Einflüssen und Ingredienzien. „Wir bezeichnen unsere Songs schlicht und ergreifend als Rockmusik, aber man könnte sie ebenso Alternative Metal oder Modern Rock nennen“, erklärt Gitarrist Björn Daigger, der zusammen mit Sänger Alen Ljubic einen Großteil der Stücke komponiert hat, und fügt hinzu: „Letztendlich reicht bei uns die Palette an Zutaten von Pop bis Death Metal. Außerdem gibt es klassische Orchesterparts ebenso wie ultratief gestimmte siebensaitige Gitarren. Stilistische Tabus existieren bei uns nicht.“

Seit 2010 haben sich Gloomball in Riesenschritten von einem anfänglich auf reine Studioarbeit begrenzten Projekt zu einer heißen Live-Band entwickelt, die lange bereits ihre Feuertaufe bestanden hat und zunehmend mehr Fans von ihrer energetischen Spielweise überzeugen konnte. Gloomball durften sich mehrfach mit absoluten Topgruppen wie Dillinger Escape Plan, Ektomorf, Neaera, Ignite, Parkway Drive oder auch Axxis messen, ohne dabei jemals den Kürzeren gezogen zu haben. Kein Wunder also, dass in Windeseile auch renommierte Plattenfirmen auf diese Formation aufmerksam wurden.

Weitere starke Argumente für das berechtigte öffentliche Interesse legten Gloomball mit zwei Demo-Veröffentlichungen vor, die bereits unmissverständlich dokumentierten, wie talentiert und zugleich reif diese noch junge Band schon heute agiert. Vier Songs dieser Schaffensphase haben es nun auf The Distance geschafft: ´Hands In Blood`, ´Bitter Place`, ´Long Time Gone` und ´We Do Belong`. Alle vier Nummern wurden natürlich neu eingespielt und damit der gegenwärtigen Ausdruckskraft der Gruppe angepasst. Hinzu kommen auf The Distance sieben brandneue Stücke plus eine hörenswerte Coverversion von Robert M. Teppers ´No Easy Way Out` aus dem Kinoklassiker ´Rocky IV`.

Man sollte lieber den Gurt festzurren, die Rückenlehne hochklappen und das Rauchen einstellen, wenn Gloomball in rassigen Rocktracks wie ´Overcome` und ´We Do Belong` zur Vollattacke blasen. Angetrieben von brettharten Gitarrenriffs aus den Fingern von Daigger und seinem Kollegen Jossi Lenk, einer kompromisslosen Rhythmusarbeit der Herren Basti Moser (Bass) und Danny Joe (Schlagzeug) sowie eingängigen, aber niemals aufdringlichen Melodien von Alen Ljubic bohren sich die zwölf Songs auf The Distance wie Widerhaken in die Ohrmuscheln. Und wer es richtig böse liebt, kommt in ´Blown Away And Gone` auf seine Kosten, während Gloomball in ´Your Sorrow Inside Me` ihren Stil variieren und auch progressive Töne erzeugen.

Apropos Töne: Vieles von dem, was einem auf The Distance entgegenbrandet, hat Tiefgang und eine persönliche Note. „Buried all my hopes, throw it overboard, I’ll go on without you, I’m better off alone, can’t stand your lies, hate the way you hide, I’ll kill you quick, you are no more on my mind” singt Ljubic in ´More And More` und taucht mit Haut und Haaren in zwischenmenschliche Themen und problematische Beziehungsgeschichten ein. Die Intensität dieser Texte passt perfekt zur Eindringlichkeit des Gesamtsounds, der sich prallhart, gleichzeitig aber transparent und detailreich präsentiert. Kurz um: Auf The Distance gehen Musik, Text und Produktion eine heilige Allianz ein, die dem Rockmusik-Genre alle Ehre macht.

Was sollte man von diesen erstaunlich souveränen Newcomern noch erwähnen? Nun, Gloomball bereichern die Rockmusikszene mit frischem Wind und erstaunlicher Komplexität, beides demnächst auch auf Tournee zu sehen. Denn, so Daigger: „Diese Musik gehört auf die Bühne, dementsprechend können wir es kaum erwarten, The Distance in den kommenden Monaten so häufig wie möglich den Fans zu  präsentieren.“ Man wird darauf nicht lange warten müssen, ebenso wenig wie auf weitere Großtaten dieser überaus talentierten Band.

Matthias Mineur (February 2013)


TRACKS

Overcome * Burning Gasoline * The Distance * Blown Away And Gone * More And More * No Easy Way Out * Bitter Place * Long Time Gone * We Do Belong * Your Sorrow Inside Me * Hands In Blood * Living With My Tender Pain