Kinder, wie die Zeit vergeht. Es ist kaum zu glauben, dass dies schon unsere neunte Metal-Kreuzfahrt ist. Was gibt es auch besseres, als dem deutschen Winter wenigstens für eine kleine Zeit lang zu entfliehen. Und diesmal hat es sich richtig gelohnt, wir sind elegant um zwei Wochen Schneeschippen herum- und bei bestem Wetter wieder zurückgekommen.
Düsseldorf – Miami
Ich glaub ja nicht an Zufälle. Tut ja keiner. Aber behauptet wird immer dann, wenn man am Flughafen einer genaueren Kontrolle unterzogen wird, das würde per Zufallsgenerator entschieden, wen’s trifft. Wenn das so wäre, warum trifft es denn immer mich so oft ? Oder mindestens etwas weniger als gerade. Die Chancen sagt man sind 1/3 zu 2/3. Aber es sind nicht mal 25:75. Ulli: 0, Meike: 100. So sieht’s nämlich aus. Wenn es zu genaueren Kontrollen kommt, trifft’s immer mich. Ob nochmaliges Abtasten, Sprengstroffabstrich, Schuhe extra oder Handgepäckdurchsuchung – immer nur bei mir.
Und auch diesmal wurde ich nicht verschont. Ich hatte die berüchtigten 4S (Secondary Security Screening Selection) auf dem Ticket.
War mir gar nicht aufgefallen, das Ticket wird einem ja immer im Reisepass zurückgegeben, und wurde in der Sonderzone vor unserem Gate wieder mal geschickt von der Herde getrennt.

Der Polizist, der mich ins Filz-Zelt begleitete, war sehr nett, versuchte sich noch an Small-Talk, aber die Kontrollösen haben sicher in einem russischen Frauengefängnis gedient. Der Zeltvorsteher meinte, ich sei eine „1“ während sich die eine der beiden Schnüffeltanten ihre Handschuhe überzog. Die andere machte sich währenddessen über meinen Rucksack her. Ich rechnete schon mit „Hose runter und nach vorne beugen!“ wurde stattdessen aufgefordert mich zu setzen und die Schuhe auszuziehen. Die Rucksackdurchsucherin schnappte sich die Wasserflasche, die ich eben noch für unverschämte 3€ gekauft hatte, um sie auf Sprengstoff zu untersuchen. Die andere fingerte an meinen Schuhen rum und meinte, ich wäre fertig und könne gehen. Guter Witz. Erst wieder Schuhe anziehen und dann meine Siebensachen wieder im Rucksack verstauen, die samt Pass und Flugtickets auf dem Tisch verstreut lagen. Während ich das tat, kam ein weiterer Mann hinzu und wollte mich kontrollieren. Nicht nur unfreundlich, sondern auch inkompetent, meine Lieblingsmischung.
Der Flug mit Delta war dagegen angenehm, das Personal freundlich, die Umsteigezeit in Atlanta mit 90 Minuten aber deutlich zu kurz. Warum beim Transfer noch mal das Handgepäck kontrolliert wird, ist mir unverständlich.
Wenn die Fluggesellschaft eine Verbindung mit 90-minütiger Umsteigezeit anbietet heisst das, dass es möglich ist in dieser Zeit alle Einreiseformalitäten zu erledigen und es bis zum Abfluggate zu schaffen. Bisher gab es da in Atlanta auch nie Probleme, aber wir waren auch 10 Jahre nicht mehr dort. Damals gab es zwischen den Terminals noch keine Handgepäckkontrollen – und die nehmen viel Zeit in Anspruch. Nach der Immigration und Kofferabgabe standen wir vor einer Menschenmenge von geschätzt 500 Personen und ich fragte eine Airportmitarbeiterin, wo wir diese Schlange denn umgehen könnten da wir eine “very short connection time” hätten. Sie zeigte uns einen Weg zu einem engen Gang, durch den wir angeblich schnell zum Ziel kommen würden. Dort standen ca. 100 Leute vor uns.

5 Minuten lang tat sich gar nichts, die Zeit wurde immer knapp und knäpper. Also sagte ich Uli, er solle immer hinter mir her gehen und wurschtelte mich mit lautem “short connection time” durch die Menge, alle Unmutäußerungen der anderen Wartenden ignorierend. So kamen wir bis knapp vor die Handgepäckdurchleuchtungsapparaturen, waren nach 10 Minuten durch – sogar Uli wurde nicht gesondert kontrolliert – und waren dann nach einer Fahrt mit dem People Mover zum Abflugterminal 1 Minute vor dem geplanten Boarding am Gate. Beim nächsten Mal machen wir lieber 3 Stunden Pause, ist weniger stressig und man kann sich noch ein Bierchen trinken. Oder wir steigen in Europa um.
Nonstop nach Miami wäre natürlich noch besser, aber seit Air Berlin nicht mehr fliegt und Eurowings unglaubliche Preise fordert…..
Unser Weiterflug nach Miami verzögerte sich etwas, erst war’s das Fehlen des Fahrzeugs, das uns aus der Parkposition schiebt, dann der Computer und schließlich wieder das Schiebfahrzeug. Das war uns schon beinahe egal. Noch knapp zwei Stunden, dann sind wir in Miami, und nur das zählt.
Miami
Sobald wir hier auf die üblichen verdächtigen und bekannten Gesichter stoßen, das große Hallo und die Wiedersehensfreude, ist die Anreise so gut wie vergessen. Wir genießen das Wiedersehen, das Wetter, den Strand und die Getränke. Es gibt sogar welche, die die diesjährige Kreuzfahrt nicht mitmachen und die trotzdem nach Miami gekommen sind.
Die Beachparties sind wieder schön. Die inoffzielle ungeplante deutsche ist kleine als sonst, dafür ist das Wetter perfekt und die Stimmung auch.
Die offizielle geplante amerikanische ist voll von unbekannten Gesichtern, wird von Drohnen gefilmt und irgendjemand hat sogar ein Werbeboot gebucht, das am Strand auf und abfährt und auf einer riesengroßen Leinwand unsere Bands ankündigt.
Ulli findet, fünf Tage Miami wären zu lang und auch zu anstrengend. Ich denke, es sind ja nur vier Tage und ich kann die Zeit gut gebrauchen um mich zu akklimatisieren und auszuruhen. Auf dem Schiff haben wir dazu nämlich keine Zeit.
Die abendliche Party im Hotel Clevelander liessen wir ausfallen. Ich war zwar kurz da, fand aber fast nur mir unbekannte Gesichter vor, dazu ungenießbares IPA – dann lieber noch auf ein paar Pitcher Yuengling ins Alibi……
Ein kurzer Schreck in der Morgenstunde als eine Mail kam, in der von Problemen bei unserer gebuchten Limousine geschrieben wurde. Nach einem Anruf beim Vermittler klärte ich aber alles auf und kurz nach 11 Uhr stand ein riesiger Escalade samt Anhänger vor dem Hotel.
Angeblich 20 Sitze, da war genug Platz für 8 Personen. Wir hätten noch mehr Leute mitnehmen können – aber warum sollten wir, vor allen Dingen wenn uns mögliche Mitfahrer nicht unbedingt symphatisch sind.
Miami – Independence of the Seas
Die beste weil coolste und größte aller Strechlimos holt uns beim Hotel ab und bringt uns zum Kreuzfahrtterminal von Royal Caribbean nach Fort Lauderdale. Die Fahrt hätte für uns alle auch noch eine Stunde länger dauern dürfen, die Musik war gut und noch lange nicht zu Ende.
Das Einschiffen geht verdammt flott. Keine langen Schlangen, keine Probleme. Wir waren, glaub ich, noch nie so schnell an Bord. Das Schiff wurde zwischenzeitlich ein bisschen umgebaut. Wir müssen uns hier und da neu orientieren. Dennoch finden wir uns langsam zurecht.
Independence of the Seas
Die Bandankündigungen kommen immer später, wahrscheinlich, weil es nicht viel gescheites anzukündigen gibt. Irgendwie müssen ja immer 60 Bands zusammenkommen, und wenn zeitgleich andere Events stattfinden, kann das schon mal eng werden. Diesmal waren kaum welche nach unserem Geschmack dabei, und die, die wir sehen wollten, spielten entweder parallel oder zu nachtschlafender Zeit. Daher kann ich nur zu 24 von 60 Bands was sagen.
Die Independence legte eine halbe später als geplant ab weil noch eine Band fehlte, die wegen einer Flugverspätung noch am Miami Airport abgeholt werden musste. Welche Band es war hat Andy mir nicht verraten. War aber auch egal, hauptsache die Musik beginnt pünktlich.