
Offizielle Pressefotos Copyright ICS Festivals Service GmbH & eigene Fotografien von North Rock Ulli
Wie heißt es noch? Besser spät als nie. Es gibt viele Sprüche, um die eigene Faulheit zu entschuldigen, und genauso viele Gründe, einen Bericht einfach mal eine halbe Ewigkeit liegen zu lassen. Besonders wenn man bereits im August die North Rock Music Special Show zum Wacken Open Air 2017 Live auf 98.8 MHz hatte. Da diese Show aber nicht von allen gehört werden konnte, und es eine Live Show war, gibt es auch keine Aufzeichnung die man sich nachträglich anhören konnte. Daher hier auf Nachfrage und Bitte der Bericht. Liebe Grüße an dieser Stelle auch an Rüdiger für den Anruf in der Show, hat echt Spaß gemacht und die Hörer fanden es auch super. Danke auch für die Bereitstellung der Setlisten.
Eigentlich wollten wir keinen geschriebenen Bericht mehr veröffentlichen, denn in der Vergangenheit wurden unsere Berichte oft auf anderen Webseiten, abgebildet, mit anderen Namen versehen und hier und da im Wortlaut etwas verändert. Wir hoffen nun durch die späte Veröffentlichung diesem Treiben aus dem Weg zu gehen.
Für Euch ist dieser späte Artikel vielleicht eine schöne Auffrischung, eine Anregung für die gesunde Vorfreude und für mich eine Art Gehirntraining. Da die Erinnerungen nicht mehr alle so frisch sind. Das Wacken Open Air 2017 ist schließlich schon seit Monaten Geschichte, und daher sind die Gedanken dazu es jetzt nicht extrem frisch um das erlebte auf das virtuelle Papier zu bringen.
Auch wenn das Line Up für 2017 nicht zu 100% nach unserem Geschmack war, hatten wir dennoch große Hoffnungen in das Festivaljahr 2017 gesetzt. In diesem Jahr vermehrt aus dem großen Zelt. Das Line Up ist nicht alles, zumal man ja nicht alles gleichzeitig sehen kann. Wir hatten auch die Hoffnung auf richtig gutes Wetter, denn zwei Schlammjahre hintereinander, da muss doch mal Schluss sein mit Matsch und Regen? Auch Thomas und Holger haben im Vorfeld weder Kosten, noch Mühen gescheut und das Infield komplett neu gestaltet und mit einer aufwändigen neuen Drainage versehen. Ok, seien wir mal ehrlich, wann haben wir zum letzten Mal ein Wacken komplett ohne Schlamm erlebt? 2014 war eine völlige Ausnahmeerscheinung, und was da an Schlamm gefehlt hat, hat der Acker uns an Staub beschert. 2012 war ebenfalls verschlammt wie Sau, und selbst im brüllheißen Jahr 2013 steckte mancher Stiefel kurzfristig in der Mocke fest (ich glaube es war der Dienstag an dem noch extremer Regen fiel). Nur so gleichbleibend extrem wie seit 2015 war es vermutlich noch nie.
Auch in diesem Jahr mussten die Wiesen im Vorfeld wieder einiges an Litern verdauen, unser WetterApp einige Anfragen erleiden und Petrus den Stoßgebete ertrage. Die Flächen waren bereits zur Anreise (am Montag) merklich durchtränkt. Zumindest wirkten die Bilder der Facebook-Fans so. Aber wenigstens die Zugangswege waren bereits mit großzügigen Mengen an Sand oder Hackschnitzeln aufgefüllt worden, was die Zufahrt zum Campingplatz für die allermeisten Besucher wirklich sehr einfach machte. Die übelsten Schlammstraßen sind ja auch seit Jahren bekannt, und auch hier wurden weder Kosten, noch Mühen gescheut und viele zusätzliche Meter mobiler Fahrstraße verlegt. Sogar die Bundeswehr hat hier mit einigen mobilen Straßen ausgeholfen. Das aufwändig drainierte Infield selbst musste vor den auch während des Festivals weiter fallenden, teils heftigen Schauern in die Knie gehen. So gab es wieder die wohlbekannten Schlammseen. Das kann man wohl einfach nur noch Pech nennen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie viel die Maßnahmen wirklich bringen, aber man muss wohl konstatieren, dass Extremwetterlagen die technischen Möglichkeiten immer an ihre Grenzen bringen werden.
Die frühe Anreise wurde in diesem Jahr deutlich attraktiver. Die Frühanreisegebühr fiel weg, wurde allerdings stattdessen auf den Ticketpreis aufgeschlagen. Damit waren die finanziellen Anreize zu einer Anreise am Mittwoch weggefallen, und die Plätze füllten sich also bereits am Montag zusehends. Von einem Kollaps kann man aber noch lange nicht sprechen, die Einweisung verlief gewohnt souverän und nur mit wenigen Querelen, die Wartezeiten waren erträglich.
Als weitere Entschädigung für den angehobenen Ticketpreis waren die Duschen und Spültoiletten an den Duschcamps in diesem Jahr zum ersten Mal kostenlos. Wir jedoch waren erst am Mittwoch vor Ort, aber dank der Wacken App und den vielen Fans auf der Facebook Seite konnten wir das Treiben bereits seit dem Montag verfolgen.
So war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass wir uns bereits im Vorfeld verständigten wann wer von uns auf dem heiligen Acker ankommen wird, denn wir kommen ja aus 3 verschiedenen Regionen. Die Kollegen von Festivals SH waren bereits in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch angekommen. Die freiwilligen Helfer Lydia, Curtis, Anni und Lissi wollten wie wir am Mittwoch anreisen. Es war jedoch nicht abgesprochen das wir fast alle in geringen Abständen am Check In ankamen. Schön ist es wenn man die Wartezeit mit tollen Menschen verbringen kann. Somit fuhren wir als kleine Kolone auf unseren Campground. Mit schnellen fleißigen Händen waren dann auch unsere Lager aufgebaut und wir konnten das erste Bierchen in gemütlicher Runde genießen. Herrlich so entspannt auf Wacken anzukommen und die Familie um sich zu haben. Unser Campground war in diesem Jahr wieder etwas umgestaltet worden, eben dem normalen Toilettenwagen waren auch wieder die extrem sauberen Dixis vertreten. Die Duschen wurden im Vergleich zum Vorjahr wieder verschlechtert. Es gab die Duschwagen mit kaltem Wasser. Wobei kalt trifft es nicht wirklich, es war ein Bergsee in der Antarktis. Im Vorjahr hatten wir am ersten Tag so ein tolles Personal an den Duschen (die auch extrem super waren). In diesem Jahr versanken wir in eiskalten Wasser und Schlamm zwischen den Duschen. Für unser leibliches Wohl war gesorgt worden, denn das Frühstückszelt war wieder vorhanden. Der drahtlose Presseverkehr wurde über einen kleinen Pressebereich geregelt und der Shuttle fuhr uns wieder sicher vom Campground zum VIP Bereich des eigentlichen Festivalbereiches. Alles in allem, unser normaler Bereich mit einer Verbesserung und einer Verschlechterung.
Von der infrastrukturellen Qualitätsoffensive gehen wir mal zur musikalischen Qualität über, denn wie beim Festival auch soll ja schließlich der Metal im Mittelpunkt stehen, und nicht die Duschen, Toiletten oder Frühstückseinrichtungen. Im Metalpunkt, sozusagen. So machten wir uns nachdem wir ein Bierchen getrunken und etwas geplaudert hatten dann auf den Weg zum VIP Bereich. Selbstverständlich hatten wir wieder ein paar Mitbringsel für die WOA Crew dabei. Nervennahrung konnte diese auch wirklich gebrauchen. Von da aus ging es dann gemütlich in Richtung Bullhead City Circus. Den Auftakt dort machten wie immer die Metal Battle Bands am Mittwoch im Bullhead City Circus. Zwischen der W.E.T Stage und der Headbangers Stage wechselten sich die Newcomer aus der ganzen Welt um die begehrten Preise ergattern zu dürfen. Eröffnen durften dann auch direkt die deutschen Finalisten DETRAKTOR. Noch vor einigen Wochen spielten sich die Hamburger mit lupenreinen Oldschool Trash Metal beim Dong Open Air in die Metalherzen. Auch hier auf dem Wacken Open Air spielten sie astrein, und die Fans von Slayer oder Annihilator waren begeistert. Auch die späteren Gewinner JET JAGUAR aus Mexico waren am ersten Tag bereits dabei. So richtig voll wurde das große Zelt aber erst gegen Abend, als mit UGLY KID JOE zunächst was für die ältere Rocker-Generation gab, bevor Old School Thrasher voll auf ihre Kosten kamen: Ihren Wacken-Einstand gaben FLOTSAM & JETSAM, gefolgt von Jeff Waters mit ANNIHILATOR , die sich anschickten, das proppenvolle Zelt zum Bersten zu bringen. Die Kanadier sind immer ein Garant für Stimmung, und doch fehlt mir ein bisschen was, seit Dave Padden nicht mehr dabei ist. Mal Hand auf’s Herz, der singt einfach besser als Jeff. Die doch recht kurz geratene Setlist bot eine bunte Mischung aus altem und neuem Kram, und die beiden neuen Alben „Suicide Society“ und „For The Demented“ waren sogar nur mit je einem Stück vertreten. Bei lediglich einer Stunde Spielzeit muss man eben aussortieren.
Setlist ANNIHILATOR: – Suicide Society- King Of The Kill – No Way Out – Set The World On Fire – W.T.Y.D. – Twisted Lobotomy – Alison Hell – Phantasmagoria – Human Insecticide
Danach wurde es wieder softer, und die BOOMTOWN RATS (ich musste da erst mal nachfragen da ich die Band selbst noch nicht kannte) konnten die Zuschauer nicht komplett begeistern, wer CROWBAR nicht mehr sehen wollte, wankte so langsam in die beginnende Nacht hinaus oder zu einer der anderen Bühnen. Wir wanderten auch von Bühne zu Bühne, und der obligatorische Barbaren-Spieß war auch 2017 wieder super klasse. Kulinarisch war 2017 wieder hervorragend, es gab wirklich alles von Ananas-Bowle bis zum Ziegenkäse. Herrlich, einfach mal so durch die Landschaft wandern und die Nase voller leckerer Gerüche, die Augen voller toller Eindrücke und den Magen vollerer leckerer Sachen. Gut genährt und fröhlich sind wir dann langsam zum VIP Bereich geschlendert und ließen den Abend mit unseren Freunden in gelungener Runde mit gekühltem Bier, Jägermeister und Applewine ausklingen. (AU mein Kopf).
Der Donnerstag fing wie in jedem Jahr wirklich wieder sehr früh an, und wir waren mal wieder die ersten die in diesem Jahr aus dem Zelt krochen. Doch es dauerte nicht lange und die anderen folgten unserem Beispiel. So saß man dann in gewohnter leicht verkaterter Runde bei Kaffee und Cappuccino um den Tag zu besprechen, denn die Einsätze wollten ja geplant werden. Mittlerweile sind wir ein richtig gut eingespieltes Team. Daher waren wir mit der Einsatzbesprechnung auch recht schnell durch. Die Bühnen und Zeiten waren eingeplant. So wie wir allerdings aus den Zelten gekrochen waren, konnten wir uns natürlich nicht ins Getümmel werfen, also erst mal ab zu den Duschen. Die Schlange davor war lediglich bei den Herren lang, was wir aufgrund der Zustände der Duschen nicht verstehen konnten. Ein schwarzer Graben trennte die rechte Seite der Duschen von der linken.
Sand und leichte Schlammreste die in die Duschen getragen wurden, verstopften daher die ablaufrinnen, und das Personal das vor den Duschen bzw. WC Wagen saßen, machten nicht den Anschein als wenn das interessieren würde.
Es wurde weder etwas wegen der Wassertemperatur, noch gegen die Wassermassen die in den Duschen waren getan. In der aufkommenden Sonne zu sitzen ist ja auch viel angenehmer. Naja wir konnten uns dennoch waschen und waren danach auch extrem wach, das allerdings wundert bei gefühlten -8°C Wassertemperatur auch niemanden. Extrem Frisch, kehrten wir zu unserem Camp zurück, was auch ganz gut war. Wir hatten unsere Denise, die ständig das Wetter im Blick hatte. Somit waren wir gut auf die aufziehende Wetterfront die auf uns zurollte auch gut vorbereitet. Außer ein kleines Pfützchen welches wir dem Wind verdankten in unserem Zelt, war alles zumindest bei uns gut. Bei Lissi und Anni jedoch war der Pavillon mal wieder derjenige der in die Knie ging. Aber unsere Männer hatten das schnell im Griff und mit provisorischen Gestänge und dem ein oder anderen Kabelbilder und viel Gaffertape hielt der Pavillon noch bis nach dem Festival durch. Zwar nicht qualitativ Hochwertig, aber es passte.
Wo wir gerade bei dem Thema Qualität sind, das Schlagwort „Qualitätsoffensive“ scheint in den letzten Jahren auch auf dem Wacken Open Air zunehmend angekommen zu sein, besonders bei den Nebenschauplätzen. Ich selbst hatte mir diese Nebenschauplätze in 2017 auf die Flagge geschrieben. Mein Weg treibt mich (wen wundert es) in diesem Jahr vermehrt in die äußeren Schauplätze. Wir sind selten vor der Beergarden Stage oder Wasteland Stage, jedoch wollen wir aber auch nicht ausschließen, dass sich das bald ändern könnte. Bis 2016 etwa die Wasteland Stage für uns noch nicht so interessant. Eine reine Spektakelbühne mit Feuer-Acts, ein paar leichtbekleideten Endzeit-Mädels und ein, zwei Dauerschleifen-Bands. Zwar nicht schlecht, aber auch nichts wo man lange hängen bleibt. Allerdings ist sie 2017 einen Schritt Richtung vollwertiger Bühne gegangen. Dort tummeln sich jetzt Industrial-Bands und solche, die irgendwie in das Metier passen, wie NULL POSITIV, NULLDB, STAHLMANN und Konsorten. Diese thematische Aufteilung ist meiner Ansicht nach sehr gelungen und dürfte Platz für mehr konventionelle Rock- und Metal-Acts auf den anderen Bühnen schaffen, was sehr zu begrüßen ist. Auch die Beergarden Stage wird in den letzten Jahren scheinbar attraktiver, dazu jedoch später mehr.
Obwohl wir gerne noch einige Newcomer gesehen hätten, war für den Metal Battle am Donnerstag leider keine Zeit, da andere Verpflichtungen riefen. Die Tore sollten pünktlich geöffnet werden, und es ist immer wieder ein Gänsehautfeeling wenn die Leute auf die Bühne zu rennen und wir das Bildern festhalten können. Dieses Jahr sogar mit einer Stunt-Einlage eines der Platzjäger der ersten Stunde befriedigte auch die Sensationslust die in jeder Minute zu steigen schien. SKYLINE eröfffneten dann wie immer den Reigen im Infield, doch für einen Warrior Of True Metal rief dann eher der anschließend aufspielende ROSS THE BOSS mit seinem Old School-Set an MANOWAR-Hits. Die großen Hymnen „Fighting The World“, „Blood Of My Enemies“, „Battle Hymn“ und „Hail And Kill“ (und die anderen) sog ich eher von der Seitenlinie aus gierig in mich hinein, wie auch eine gefühlt viel zu kleine Meute an Metallern drum herum. Für meinen Geschmack waren da zu viele Wimps and Posers dabei, und mit deutlichem Unverständnis reagierte man auch, als einige der Umstehenden „Warriors Of The World“ forderten. Hä?
Dabei machten die Musiker auf der Bühne eine extrem gute Figur. Ross „Himself“ natürlich immer noch fit an der Gitarre, auch wenn er aus eigenen Gründen nicht mehr oben ohne spielt, Mike LePond am Bass hervorragend, und auch Lance Barnewold an den Drums (ein Neffe von Ross) hämmerte mit Elan auf den Fellen rum. Vermisst wurde Rhino, aber wie wir später erfuhren, musste dieser aus gesundheitlichen Gründen passen. Gut, Marc Lopes ist kein Eric Adams, aber wer ist das schon. Ein bisschen strange mutete noch an, dass nach Ende des Gigs Ross Friedman den Titel als erster „Global Metal Ambassador“ von der Hall Of Heavy Metal History verliehen bekam. Ob die Wahl angesichts Friedmans jüngster verbaler Ausrutscher so richtig war, da mag drüber diskutiert werden. Seine Verdienste für den Metal sind jedenfalls unbestritten.
Setlist ROSS THE BOSS: Blood Of The Kings – Death Tone – The Oath – Blood Of My Enemies – Kill With Power – Sign Of The Hammer – Fighting The World – Battle Hymn – Hail And Kill
Gut, ein Gig durch, schnell weiter Richtung Pressezelt! Bilder von der Cam auf das Netbook, etwas trinken, etwas Essen und dann wieder weiter. Das Thema Essen hier im VIP Bereich war auch in diesem Jahr wieder nicht so ganz unser Fall. Sandwich ala Subway für 5€ dazu Burger ebenfalls für 8-10, total versalzene Pommes usw. Wir geniesen zwar den Komfort des VIP Bereichs, aber beim Thema Essen zieht es uns dann in die Menge.
Bereits am gestrigen Abend hatten wir im Wackinger Bereich einen Stand gesehen, der unser Interesse geweckt hatte. Geräucherte Kartoffeln mit Kräuterquark, das war nach unserem Geschmack. Eine ganze Schale voller leckerer Kartoffeln mit extrem genialen Kräuterdip für 4,-€. Der Hammer, und auch die dort ebenfalls gebotenen Burger für 5,-€ waren Weltklasse. Das Thema Essen steht bei uns immer sehr hoch im Kur, aber es geht uns vor allem um die Musik. Also wieder ab an die Hauptbühne. hier sollte die Night to Remember mit EUROPE, STATUS QUO und Konsorten zu sehen sein. Wem das jedoch zu weichgespült war, der bekam im Bullhead City Circus eine richtige Death Metal-Packung serviert. Einen Namen hat die Konkurrenzveranstaltung seit neuestem auch: Die Night to Dismember ist das jüngste Kind der Wacken-Macher. Und beginnen durften hierbei gute Bekannte, nämlich die zu Recht in der Szene momentan total steil gehenden DAWN OF DISEASE. Die haben mit ihren letzten beiden Alben „Worship The Grave“ und „Ascension Gate“ dermaßen Knaller gelandet, dass man kaum noch an ihnen vorbeikommt. Dementsprechend gut war auch die Stimmung, die Tomasz und seine Kumpanen mit Elan aufnahmen und das Zelt – passend zum Themenabend – mit ihren knüppeligeren Stücken schon mal zünftig aufheizten.
Unser Weg führte uns dann wieder woanders hin, aber nach dem, was wir hörten, hat ein guter Teil der aktuellen Szene-Creme den Hauptbühnen gut Konkurrenz gemacht. Mit ABORTED, BATUSHKA, BRUJERIA, NAPALM DEATH, WITCHERY und MAYHEM spielten da aber auch Bands auf, die wissen, wie man einen Abriss zelebriert. Als etwas breiter aufgestellter Musikfan wolle ich mir aber auf keinen Fall das Spektakel auf der Beergarden Stage entgehen lassen, denn die österreichischen WIZO, mit Namen TURBOBIER, spielten einen ihrer seltenen Auftritte soweit nördlich der Alpen. Der neu gestaltete Biergarten gefällt mir echt immer besser. Heiße Pogo-Action im Pit (wofür schneidiger Punk eben immer gut ist), oder eben an der Seite chillen mit Bier, dank intelligent aufgeteiltem Platz ist beides möglich. Auch das Musikangebot scheint besser zu werden, wo ich doch den Biergarten ob seiner üblichen MAMBO KURT-Partybespaßung eher meide. Aber wenn weiter so spaßige Rock- und Punk-Acts wie TURBOBIER, BAI BANG oder CHARLIE HARPER da aufspielen, wird mich der Weg in Zukunft wohl noch öfter da hinführen. Die oben erwähnten Österreicher enttäuschten dann auch nicht und heizten dem Publikum richtig ein. „Fuaßboiplotz“ kam zum Schluss, und damit genau richtig, um nochmal richtig auf die Kacke zu hauen. Sehr geiler Auftritt der Bierpartei, die ich nur weiterempfehlen kann!
Der letzte Weg des Tages führte dann wieder zum Zwölfmaster, dem größten Zelt das ich je gesehen habe. Trotzdem habe ich immer das Gefühl es wird jedes Jahr größer. Was jedoch groß ist, das ist NILE, die darf man einfach nicht verpassen. Auf die Weise kriegte ich auch noch die letzten Minuten von MAYHEM mit. Black Metal war noch nie so ganz mein ein und alles, und es wird wohl nie mehr meins werden, ein paar Bands fand ich annehmbar, aber ein Fan werde ich dennoch nicht. Einige Shows habe ich mir bereits angesehen, diese hier mit düsterer Atmosphäre und wesentlich besser inszenierten Lightshow, kam jedoch viel besser rüber als das was ich bisher kannte. Mit der Mucke kann ich immer noch nix anfangen, aber interessant anzusehen war das auf jeden Fall mal. NILE dann beschlossen die Night To Dismember, wie es besser einfach nicht geht. Schweiß, Blut, Nackenschmerzen, Heiserkeit, das sind die Symptome, die so ein Auftritt hinterlässt. NILE haben auch den letzten noch stehenden Metalhead aus dem Zelt gefegt, und was für ein Set das war! „Defiling The Gates Of Ishtar“, „Black Seeds Of Vengeance“, „Sarcophagus“, „Sacrifice Unto Sebek“…Killer folgte auf Killer. Genau so muss man das machen, und nicht anders. Wir wanken in Richtung VIP Bereich wo wir noch ein paar Freunde treffen. Ein recht genialer Tag mit tollen Eindrücken geht zu Ende- so kann man ins Zelt krabbeln. Ok vorher gibt es noch ein Absackerbier, alles andere geht dann auch nicht mehr.
Der Freitag beginnt, und man muss erst einmal wieder klar werden. Eine erneute Einsatzbesprechung und zwei Kaffee später zeigen, dass das Angebot einfach zu groß war, wir können uns nicht einigen wer wo hin geht. Eine kleine Prämiere, sowas kam bisher noch nie vor, sei es, wie es sei. Jedenfalls ging es mir nicht besser, denn ich konnte mich auch nicht so recht entscheiden, vor welche Bühne ich mich packen sollte. Daher gingen wir unserem morgendlichen Ritual nach und warfen uns unter die immer noch extrem kalte Dusche, machten uns vorzeigbar bevor wir uns in den Shuttle bewegten. So kam es dann das wir nach dem Guten Morgen im Pressezelt dann gegen Mittag etwas planlos über die Wacken Plaza tingelten. Unser Weg führte uns planlos hin und her. Bevor wir uns trennten. Ulli vor die Bühne um Bilder zu machen und ich, naja ich schlenderte über das Feld. Da gab es MEMORIAM zu sehen, das BOLT THROWER-Nachfolgeprojekt, das mich aber nicht so sehr vom Hocker hauen konnte. Vielleicht waren da die Erwartungen auch einfach zu groß. Gut gemachter Death Metal ist es trotzdem. Dass CLAWFINGER wieder öfter unterwegs sind, ist schon geil, allerdings müssen die immer hintenan stehen, wenn Warrel Dane ruft. SANCTUARY hatte ich bisher noch nicht gesehen, und es dürfte wohl jedem soweit klar sein, dass es nie klug ist, den Dane sausen zu lassen. Ob mit seinem Soloprojekt, NEVERMORE oder SANCTUARY, Warrel Dane enttäuscht eigentlich nie. So auch dieses Mal, auch wenn der Frontmann vermutlich seine besten Jahre hinter sich hat. Aber Scheiß drauf, und auch auf die Regenwolken, es hat gefetzt, und das zählt. SANCTUARY haben einen ordentlichen Gig abgeliefert, für mich war die Wahl goldrichtig.
Gleich im Anschluss ging’s weiter mit der Qual der Wahl, sollte es SKULL FIST sein, oder doch lieber GRAVE DIGGER mit ihrem Special Set und dem Besten aus ihrer Medieval Trilogy? Zuletzt sah ich GRAVE DIGGER von vorne bis zum Schluss 2010 ebenfalls hier in Wacken. 30 Jahre GRAVE DIGGER, 20 JAHRE WACKEN. In diesem Jahr mit Van Canto auf der Bühne und auch Hansi von Blind Guardian war dabei. Eine geile Show. Die Wahl war getroffen. Den Auftakt machte aber „Healed By Metal“, der Titelsong des neuen Albums. In einer Klassiker-Setlist ist dieses Ding meiner Meinung nach aber wirklich etwas überflüssig. Gleich darauf wurde es aber direkt klassisch mit „Killing Time“, und so wühlten sich Boltendahl, Ritt und Konsorten kräftig durch ihre 90er. „Lionheart“, „Excalibur“, „Knights Of The Cross“, die ganzen alten Ohrwürmer wurden präsentiert, wie natürlich auch die unvermeidlichen „Rebellion“ und „Heavy Metal Breakdown“ zum Abschluss. Was GRAVE DIGGER angeht, bin ich Fan. Für mich könnten sie immer nur noch solche Sets spielen, das sind Klassiker der deutschen Metal-Geschichte, die gehen einfach immer. Große Klasse.
Setlist GRAVE DIGGER: Healed By Metal – Killing Time – The Dark Of The Sun – Knights Of The Cross – Lionheart – The Ballad Of Mary (Queen Of Scots) – The Round Table (Forever) – Excalibur – Morgana Le Fay – Rebellion (The Clans Are Marching) – Heavy Metal Breakdown
Nach dieser Show war mal wieder Zeit für eine Pause. Wir trefen uns also im VIP Bereich bevor es zum Auftritt von GRAND MAGUS ging. Ich erwartete nicht weniger als ein rappelvolles Zelt, also machte ich mich auch entsprechend früh auf den Weg um einen guten Platz zu ergattern. So kriegte ich auch noch die letzten Songs von DOG EAT DOG mit, einer der Wegbereiter des Crossover und auch schon etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch energetisch. Obwohl das Ganze nicht so meins ist – irgendwo liegt man da zwischen LINKIN PARK, EMINEM und AGNOSTIC FRONT – kann man sich die Band ruhig mal anhören, oder wie hier ansehen. Allerdings stelle ich mal wieder fest, eine ganze Show wäre nicht mein Fall. Laune machen diese allerdings schon. Wenn man eben auf sowas steht. Na jedenfalls konnte ich mich vor der noch dunklen Headbangers Stage so gut nach vorne arbeiten. Und der eingeplante Vorlauf war goldrichtig, denn es wurde richtig voll, und als das Schwedentrio die Bühne betrat, flippte die Menge total aus. Für mich der Punkt an dem ich von der rechten Mitte der Bühne doch nach links außen gedrängt wurde. Was für ein denkwürdiger Gig! Genau so muss die Stimmung auf einem Heavy Metal-Konzert sein! Der Bullhead City Circus ist mal wieder ein Hexenkessel, hier wird regelmäßig eine Atmosphäre erzeugt, die ich schon seit einigen Jahren auf den großen Outdoor-Bühnen vermisst. GRAND MAGUS brachten das Feuer und reichten es weiter. Grandios, mehr Worte braucht man nicht. Ich war absolut geplättet, die Meute gierig und mitsingfreudig. Diese Show hätte gern noch zwei Stunden länger gehen können, es gab noch so viele Songs, die ich gerne gehört hätte. Aber für alles ist nun mal keine Zeit, und so musste es bei einer recht überschaubaren Setlist bleiben. Von GRAND MAGUS können sich echt viele Bands eine Scheibe abschneiden, und für mich gehören sie allerspätestens seit „The Hunt“ zum Besten, was der europäische Metal zu bieten hat.
Setlist GRAND MAGUS: I, The Jury – Varangian – On Hooves Of Gold – Steel Versus Steel – Like The Oar Strikes The Water – Forged In Iron – Crowned In Steel – Iron Will – Hammer Of The North
Nach diesem turbulenten Gig ging es für mich erst einmal wieder zurück in den VIP Bereich, wo ich mir die neuesten Bilder von Ulli ansehe, etwas trinke und wir uns dann austauschen. Und wie das eben so ist, wenn man erst mal ins Quatschen kommt, vergisst man die Zeit ganz schnell. Jedenfalls wurde es dunkler und dunkler, und der Blick auf die Uhr verriet, dass es nun an der Zeit war, sich MARILYN MANSON anzusehen. Im Nachhinein wäre ich lieber zu CANDLEMASS gegangen, aber das konnte ich im Voraus nicht wissen. Ok, Ok die Entscheidung wäre eigentlich nicht wirklich schwer gewesen. Wer heutzutage auf die Konzerte des in die Jahre gekommenen Schock-Rockers geht, ist sowieso eher ein Fremdschäm-Voyeur als Musikliebhaber, aber das musste ich mir selber ansehen. Ich wurde wie eigentlich nicht anders zu erwarten extrem enttäuscht. MANSON die Peinlichkeit in Person, unternahm alles, auch den armselige Versuch, selber den Bass zu bedienen Dieser Versuch wurde von der oberpeinlichen Nummer mit dem Mädel von der Crew, das zu einer Ansage genötigt wurde, noch unterboten. Gut, dass ich mir das nicht aus erster Hand angetan habe, sondern zu diesem Zeitpunkt unterwegs den Königen des Dooms war. Wie sich das für richtigen Doom geziemt, war der Auftritt eher was zum Zuhören und Genießen, als zum Abgehen. Der gute Querschnitt an Songs von der „Epicus Doomicus Metallicus“ bis zur „Psalms For The Dead“ wusste zu begeistern, und auch ich fühlte mich rundum gut unterhalten. Ein gelungener Tagesabschluss, wie sich herausstellte, in gepflegter Runde, denn hier trafen sich alle aus unserem Camp ohne vorherige Absprache. Noch ein schön gepflegtes Getränk, ein Bummel über das Festivalgelände, bevor es dann zu unserem Zelt ging.
Setlist CANDLEMASS: Prophet – Bewitched – Dark Reflections – Waterwitch – Emperor Of The Void – Under The Oak – At The Gallows End – Psalms For The Dead – Black As Time – Crystal Ball – Solitude
Am Samstag mischt sich beim gemeinsamen Frühstück in die Feierlaune ein bisschen mit Katerstimmung, was teilweise an der bereits durchzechten Nächte und teils an der bevorstehenden Abreise liegt. Einige von uns reisten heute Nacht noch ab, wir ebenfalls. Aber dennoch war es wieder ein tolles Familientreffen. Gemeinsam packten wir nach dem Frühstück zusammen und wurden etwas wehmütig. Wer diese Stimmung abschütteln wollte, war bei TWILIGHT FORCE bestens aufgehoben. Was anderes hätten wir zeitlich auch nicht geschafft. Ihr wisst ja bis wir so fertig sind dauert es immer etwas. Mein erstes Must-See am Samstag sprühte vor Energie und Spielfreude und war schnell als einer der besten Acts in diesem Jahr ausgemacht. TWILIGHT FORCE nehmen sich auch wirklich überhaupt nicht ernst und machen auf der Bühne allerhand Faxen. Ob das jetzt der inszenierte Kampf zwischen Gut und Böse war oder die Gitarristen, die sich mit je einem Bein auf der Schulter des Bassers in Pose schmissen, die Achseln wurden nass ob des Schweißes und die Augenwinkel ob der Lachtränen. TWILIGHT FORCE haben einfach nur eine richtig fette Party gefeiert, grandios. Selbstredend war auch die Stimmung beim Publikum im wieder überfüllten Zelt großartig. Das hat richtig Spaß gemacht.
Setlist TWILIGHT FORCE: Battle Of Arcane Might – To The Stars – Riders Of The Dawn – Enchanted Dragon Of Wisdom – Powerwind – Flight Of The Sapphire Dragon – Gates Of Glory – The Power Of The Ancient Force
Anschließend blieb keine Zeit zum Ausruhen, denn RUSSKAJA baten auf der Louder zum Tanz. Nach einiger Wacken-Abstinenz kamen die Russland-Österreicher wieder mal auf den heiligen Acker und brachten ihren folkloristischen Ska und ihr neues Album „Kosmopoliturbo“ mit. Tanzbar ist diese Mucke ja wirklich, und wer sich auf dem Gelände zum Tanzen bewegen ließ, lebte wie immer auf dem Wacken Open Air riskant. Der Matschsee hatte sich nämlich zu der Zeit in diese berüchtigte, klebrige Pudding-Pampe verwandelt, in der gerne Stiefel, oder auch gleich ganze Menschen einfach stecken bleiben. Trotzdem fand sich zu „Traktor“ in Windeseile die „Mitte“, und der Slow Motion-Circlepit setzte sich in Marsch. Wir hielten es dann eher mit einem soliden Standpunkt und hatten trotzdem unseren Spaß. Georgij leidet auch an chronisch guter Laune, und die ist hochansteckend. Ein schönes Ding, das ich mir bei Gelegenheit wieder anschauen werde!
Setlist RUSSKAJA: Hello Japan – Hey Road – Peace, Love & Rock’n’Roll – Change – Energia – Alive – La Musica – Volle Kraft Voraus – Traktor – Wake Me Up – Gop-Stop
Und dann? Ja, so unglaublich das klingt, bis auf ein paar ziellose Besuche bei diversen Bands war’s das für mich mit dem 2017er Wacken Open Air. Ein paar Interview-Termine haben auch dazu beigetragen, aber im Prinzip gab es danach keine Gigs mehr, die mich wirklich gereizt haben. Alles irgendwo schon mal gesehen. Es lockte aber wohl eher die warme heimische Dusche und das richtige Bett. So setzen wir uns dann in Richtung VIP Bereich fort, verabschiedeten uns von der Wacken Crew, die wieder einmal alles gegeben hatte um uns Pressefutzis ein geiles Festival zu ermöglichen. Vielen Dank für Eure Geduld, Eure Hilfe und alles was Ihr für uns macht. Schön das wir immer wieder kommen dürfen.
Fazit
Wacken ist Wacken, das sollte auch genauso bleiben. Die Bühnen, die Leute einfach alles drum herum. Auch wenn das Line Up nicht immer jeden Geschmack trifft. Die ersten Knaller für’s Wacken Open Air 2018 stehen schon wieder fest, und trotz des mittlerweile strammen Preises für eine Karte wird auch das 28. Wacken Open Air nicht ohne Publikum sein. Vielleicht ist uns der Wettergott mal gut gesinnt und wird uns nicht das vierte Jahr in Folge Regen und Matschseen bescheren. Eine Neuauflage des Staub-Jahres 2014 wäre doch auch mal was Schönes.